Wir fahren gemeinsam

Die Klimaschutzorganisationen „Fridays For Future“ und „System Change not Climate Change“ sind mit der Verkehrsgewerkschaft vida ein Bündnis eingegangen, um sich gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Linienbusverkehr und für mehr Klimaschutz durch mehr Öffis einzusetzen.

In der Praxis geschieht dies durch Medienauftritte, die Teilnahme an Demos, Straßenaktionen, aber auch durch Betriebsbesuche in Busunternehmen, um Betriebsräte und Busfahrer für die gemeinsame Initiative ins Boot zu holen. Im Eisenbahnbereich kooperieren die vida und die Klimaschutzorganisationen schon länger etwa durch Teilnahmen an den Klimastreiks. Schließlich verfolgt man auch hier die gemeinsamen Interessen Mobilitätswende, Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die Schaffung von Green Jobs.

 

In den nächsten fünf Jahren fehlen allein in Wien 5.000 Buslenker:innen.

Mangel an Busfahrern

„Weil der Individualverkehr Österreichs größter Klimakiller ist, fordern wir seit fünf Jahren den sofortigen Ausbau von flächendeckendem und dicht getaktetem öffentlichen Verkehr. Doch die Mobilitätswende scheitert unter anderem an den miesen Arbeitsbedingungen“, so Teresa Tausch von Fridays For Future Austria und Sprecherin von „Wir Fahren Gemeinsam“ über die Motivation für das Bündnis mit der Gewerkschaft. In den nächsten fünf Jahren fehlen allein in Wien 5.000 Buslenker:innen. Deshalb unterstützen Fridays For Future Austria den Kampf der vida für bessere Arbeitsbedingungen im Busbereich.

Pausenräume und Toiletten fehlen

Heuer im Jänner hat das Bündnis der Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz gemeinsame Forderungen präsentiert. „Unbezahlte Pausen und Arbeitstage von bis zu 15 Stunden: Das gehört zur Arbeitsrealität von Busfahrer:innen in Österreich. Weil es an Pausenräumen und Toiletten fehlt, sind Lenker:innen oft gezwungen, ihre Notdurft im Freien zu verrichten, und werden dann auch noch von Anrainer:innen beschimpft und dabei gefilmt“, kritisiert dazu Thomas Stiller, vida-Gewerkschafter und Zentralbetriebsratsvorsitzender beim Busunternehmen Dr. Richard in Niederösterreich.

Mobilitätswende in Gefahr

Am 15. März 2024 setzten die Klimaschutzorganisationen und die vida in Graz, Salzburg, Linz und Wien sichtbare und laustarke Zeichen für ihre Anliegen. Zum fünfjährigen Jubiläum der weltweiten Klimastreiks ging man vereint österreichweit mit Tausenden Menschen als Bündnis mit Demos und Aktionen auf die Straßen. „Die Wirtschaftskammer hat uns lange genug hingehalten“, sagt Markus Petritsch, Vorsitzender des vida-Fachbereichs Straße. Auf der Klimademo hat das Bündnis gezeigt, dass solche Arbeitsbedingungen nicht hin- genommen werden. Wir haben ein breites Bünd- nis, auch Tausende Fahrgäste stehen hinter uns. „Die Arbeitgeber müssen endlich Gehör für unsere Forderungen finden! Die derzeitigen Zustände bringen die Busfahrer:innen an ihre psychischen und physischen Grenzen. Unter den derzeitigen Bedingungen verlassen viele, die können, den Beruf und zu wenige junge Leute kommen nach. Die Mobilitätswende bleibt auch wegen Personalmangels auf der Strecke“, bringt es Petritsch auf den Punkt.

© De Fontana

Hoher Arbeitsdruck

Schon jetzt gibt es für die bestehenden Buslinien zu wenig Fahrer:innen – das Bestandspersonal (15.000 Lenker:innen) leidet schon länger unter der hohen Arbeitsbelastung: zu wenig Pausen aufgrund zu dichter Taktintervalle, zu viele Überstunden etc. „Viele Fahrer:innen haben deswegen schon das Handtuch geworfen. Ohne Personal ist an einen Ausbau des Linienangebots nicht zu denken“, sagt vida-Gewerkschafter Petritsch.

„Wir Fahren Gemeinsam“ – Forderungen

Wir fordern von den Betrieben und der WKÖ gute Arbeitsbedingungen, sodass wir als Nutzer:innen und Beschäftigte des öffentlichen Verkehrs sicher, fair und klimaverträglich gemeinsam fahren können! Dazu gehört im ersten Schritt die konkrete Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Kollektivvertrag der Busfahrer:innen.

  • Berufserfahrung muss einfacher und umfassender anerkannt und beim Lohn finanziell berücksichtigt werden
  • Längere Betriebszugehörigkeit muss sich finanziell lohnen
  • Faire Entlohnung von Nacht- und Sonntagsarbeit wie in anderen Branchen
  • Einfacheres Erreichen der 6. Urlaubswoche
  • Aufenthaltsmöglichkeiten (beheizte Pausenräume, sanitäre Anlagen mit Toiletten)
  • Entfall der sogenannten „geteilten Dienste“ mit langen und unbezahlten zeitlichen Zwischenräumen
© De Fontana
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