Blackout

Ist Österreich darauf vorbereitet?

Wir befinden uns in der schwersten Energiekrise seit Jahrzehnten und werden zum Strom- und Gassparen aufgefordert. Jedoch ist diese notwendige Verhaltensänderung für die meisten Menschen viel zu weit von der bisherigen Lebensrealität entfernt. Daher sind auch die Folgen einer möglichen Gas- oder Strom-Mangellage bis hin zu einem möglichen großflächigen Ausfall („Blackout“) nur schwer vorstellbar.

Die verfügbaren Informationen sind zudem sehr widersprüchlich, von verharmlosend bis völlig übertreibend. In den Medien wird der Begriff inflationär für fast jeden Stromausfall verwendet, was irreführend ist. Denn bei einem überregionalen und länger andauernden Stromausfall fallen nicht nur der Strom, sondern auch alle anderen lebenswichtigen Infrastrukturen und Leistungen aus: kein Handy, kein Festnetz, kein Internet, damit auch keine Kassen- und Zahlungssysteme, kein Einkaufen, kein Tanken, kein Verkehr, keine Aufzüge und zum Teil auch Probleme bei der Wasserver- und -entsorgung.

Herbert Saurugg, internationaler Experte für Blackout- und Krisenvorsorge. © Businessfoto Wien

Wären Sie darauf vorbereitet oder erwarten Sie, wie die meisten Menschen, dass schon von irgendwoher ein Retter kommen wird?

Und auch, wenn die Stromversorgung wieder funktioniert, wird es danach noch Tage dauern, bis die Telekommunikationsversorgung, also Handy, Festnetz und Internet, wieder funktioniert. Bis dahin funktioniert auch kaum eine Produktion, Logistik oder Treibstoffversorgung.

Wären Sie darauf vorbereitet oder erwarten Sie, wie die meisten Menschen, dass dann schon von irgendwoher ein Retter kommen wird, der Sie und Ihre Familie versorgen wird? Wer soll das sein, wenn alle selbst betroffen sind und Millionen Menschen fremde Hilfe erwarten?

Welchen Aussagen sollten wir daher mehr Gehör schenken? Grundsätzlich sind negative Annahmen robuster. Das bedeutet, wenn Sie davon ausgehen, dass es zu einem solchen oder ähnlichen Ereignis kommen könnte und Sie sich darauf vorbereiten, können Sie nicht unliebsam überrascht werden. Wählen Sie die positive Annahme, dass schon alles gut gehen und jemand anderer für Sie sorgen wird, werden Sie möglicherweise sehr böse überrascht. Wollen Sie das riskieren oder doch lieber Eigenverantwortung übernehmen?

Es bräuchte gar nicht viel, um krisenfit zu werden: Der wichtigste Schritt beginnt im Kopf, mit der Akzeptanz, dass wir durch schwerwiegende Ereignisse überrascht werden können, wie wir das in den letzten Jahren mehrfach erlebt haben. Ein mögliches Blackout würde noch einen viel schwerwiegenderen und unmittelbareren Schock auslösen, vor allem, wenn man völlig unvorbereitet davon getroffen wird. Gleichzeitig können Sie mit einem geringen Aufwand diesem Schreckensszenario die Bedrohlichkeit nehmen: Sorgen Sie jetzt dafür, dass Sie und Ihre Familie sich für 14 Tage mit dem Notwendigsten autark versorgen können. Das betrifft einen 6er-Träger Mineralwasser pro Person, außer Sie wissen, dass es in Ihrer Region während eines längeren Stromausfalls ein Wasserversorgungsproblem geben könnte. Dann sollten Sie mehr einlagern oder entsprechende Behältnisse vorhalten, um von woanders Wasser holen zu können. Eine solide Erste-Hilfe-Ausstattung sollte ohnehin verfügbar sein. Werden wichtige Medikamente benötigt, sollte auch immer eine ausreichende Reserve zu Hause verfügbar sein. Denn auch Ärzte oder Apotheken werden in einer solchen Situation nur sehr eingeschränkt handlungsfähig sein. Und dann geht es noch um Lebensmittel, die länger haltbar sind (Nudeln, Reis, Konserven etc.), die Ihren generellen Lebensmittelvorrat, den Sie ohnehin zu Hause haben, ergänzen. Denn auch, wenn nach rund einem Tag der Strom wieder fließen sollte, wird es dauern, bis Produktion und Logistik wieder anlaufen und wie gewohnt funktionieren werden. Können sich möglichst viele Menschen in dieser Zeit selbst versorgen, kommen auch die Mitarbeiter in die Arbeit, um die Systeme wieder hochzufahren. Daher ist diese Basisvorsorge ein zentraler Baustein für eine resiliente und krisenfitte Gesellschaft. Es braucht nicht viel, aber dieser Puffer kann durch nichts ersetzt werden. Beginnen Sie daher jetzt mit Ihrer persönlichen Krisenfitness!

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