Unsere Welt steckt voller Ressourcen – aber auch voller Abfall. Doch was, wenn das eine gleichzeitig das andere ist? Die Kreislaufwirtschaft verfolgt genau diesen Gedanken: Materialien sollen nicht einfach verbraucht und weggeworfen, sondern möglichst lange im Kreislauf gehalten werden. Dieser Artikel gibt einen Einblick in das Prinzip der Kreislaufwirtschaft, erklärt ihre Bedeutung für Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft und zeigt am Beispiel der Firma Saubermacher, wie sie konkret in der Praxis funktioniert.
Was ist Kreislaufwirtschaft?
Die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) ist ein Wirtschaftsmodell, das unsere linearen „Wegwerfprozesse“ ablösen soll. Ziel ist es, Produkte, Materialien und Rohstoffe möglichst lange im Umlauf zu halten – sei es durch Wiederverwendung, Reparatur oder Recycling. Anstatt Dinge zu produzieren, zu nutzen und zu entsorgen, denkt die Kreislaufwirtschaft weiter: Sie betrachtet Abfall als Anfangspunkt neuer Wertschöpfung.
Lineare vs. Kreislaufwirtschaft
In der linearen Wirtschaft werden Ressourcen abgebaut, zu Produkten verarbeitet und nach der Nutzung entsorgt – ein Weg ohne Rückkehr. Die Kreislaufwirtschaft hingegen will Produkte und Materialien möglichst lange im Umlauf halten und wiederverwerten. So wird aus „Abfall“ wieder ein wertvoller Rohstoff – und die Umwelt nachhaltig entlastet.
Ein Blick in die Praxis: Saubermacher Dienstleistungs AG im Gespräch.
Was für die meisten Menschen einfach nur „weg“ muss, ist für ihn ein wertvolles Gut: Abfall. Für Hans Roth von Saubermacher ist Abfall kein Abfall, sondern ein Rohstoff mit Zukunft. In einem Zeitalter, in dem Ressourcen knapper und Umweltprobleme drängender werden, ist die Vision klar: Wertstoffe dürfen nicht verloren gehen – sie müssen im Kreislauf bleiben. Mit Herzblut, technischem Know-how und einem unerschütterlichen Glauben an die Sinnhaftigkeit seiner Arbeit hat Roth ein Unternehmen aufgebaut, das mehr will, als nur Tonnen zu leeren. Es geht um Verantwortung gegenüber der Natur, Innovation im Entsorgungssystem – und darum, was passiert, wenn wir aufhören, Abfall als Problem zu sehen, und anfangen, ihn als Lösung zu begreifen. „Abfall ist für uns kein Endprodukt – er ist der Anfang von etwas Neuem“, erklärt Roth. Dieser Leitsatz prägt bis heute die Arbeit des Unternehmens. Saubermacher gilt als Pionier auf dem Gebiet der Kreislaufwirtschaft und ist längst über die Grenzen
Österreichs hinaus aktiv. Mit rund 3.800 Mitarbeiter:innen in acht Ländern bietet das Unternehmen nicht nur klassische Entsorgungsleistungen, sondern auch spezialisierte Lösungen in den Bereichen Recycling, Kanalreinigung, Batterierückgewinnung und digitales Abfallmanagement. Ein Schwerpunkt liegt auf der Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe aus Elektronikschrott und Batterien – zwei Abfallarten mit besonders hohem Potenzial. In einer der modernsten Batterierecyclinganlagen Europas, errichtet in Zusammenarbeit mit der Meinhardt Städtereinigung GmbH, werden Batterien mittels KI-gestützter Röntgentechnik analysiert und sortiert. „Wir können dadurch bis zu 100 Prozent der enthaltenen Metalle wie Nickel, Zink oder Aluminium zurückgewinnen“, erklärt Roth. Diese Materialien fließen wieder in industrielle Produktionsprozesse ein – ein Musterbeispiel für gelebte Kreislaufwirtschaft.
Ein funktionierendes Kreislaufsystem beginnt im Kleinen – bei der richtigen Mülltrennung zu Hause.
Doch der Einsatz modernster Technologien allein reicht nicht aus. Ein funktionierendes Kreislaufsystem beginnt im Kleinen – bei der richtigen Mülltrennung zu Hause. „Ohne saubere Trennung im Alltag funktioniert kein Kreislauf“, sagt Roth. Deshalb setzt Saubermacher auf digitale Unterstützung, etwa in Form von Apps oder Sensorlösungen, sowie auf intensive Bildungsarbeit. Schulen, Gemeinden und Unternehmen werden aktiv in die Aufklärungsarbeit eingebunden.
Gleichzeitig sieht Roth großen Handlungsbedarf bei schwer recycelbaren Materialien. Verbundstoffe, beschichtete Folien oder auch Textilien stellen die Entsorgungswirtschaft vor große Herausforderungen. Hier setzt Saubermacher auf Innovation und Kooperation. Gemeinsam mit dem steirischen Modehaus Kastner & Öhler arbeitet das Unternehmen an Pilotprojekten zur verbesserten Textilverwertung. Die Zukunft der Branche sieht Roth eindeutig im Ressourcenmanagement. „Wir sprechen intern nicht mehr von Entsorgung, sondern von Wertstoffnutzung“, so der Gründer. Für ihn ist klar: Die Kreislaufwirtschaft ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, sondern auch ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor. Wer heute in Recycling investiert, sichert morgen seine Rohstoffversorgung.
IM GESPRÄCH MIT HANS ROTH.
Was bedeutet Kreislaufwirtschaft konkret für Saubermacher?
KommR Hans Roth: Für uns bedeutet Kreislaufwirtschaft, dass Materialien nicht einfach im Abfall verschwinden, sondern in Form neuer Produkte wiederverwendet werden. Unser Ziel ist es, Stoffkreisläufe zu schließen. Dafür investieren wir in modernste Sortiertechnologien und setzen auf starke Partnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Welches Material birgt besonders viel Potenzial?
Elektronikschrott ist ein regelrechtes Rohstofflager. Geräte wie Smartphones oder Tablets enthalten Gold, Kupfer, seltene Erden – Materialien, die in der Industrie heiß begehrt sind. Wenn wir es schaffen, diese effizient zurückzugewinnen, können wir den Bedarf an Primärrohstoffen deutlich reduzieren. Auch Kunststoffe aus dem Verpackungsbereich haben großes Potenzial, sofern sie sortenrein gesammelt werden.
Welche Herausforderungen bestehen aktuell?
Die große Herausforderung ist die Heterogenität der Abfälle. Viele Produkte bestehen aus mehreren Materialien, die fest miteinander verbunden sind – sogenannte Verbundstoffe. Das macht eine sortenreine Trennung technisch extrem anspruchsvoll. Dazu kommen Textilien, die aus Mischfasern bestehen. Hier sind neue technologische Lösungen gefragt, an denen wir gemeinsam mit Partnern arbeiten.
Wie lässt sich das ändern?
Ein entscheidender Hebel ist das Produktdesign. Wenn Recycling schon bei der Entwicklung eines Produkts mitgedacht wird, erleichtert das später die stoffliche Trennung enorm. Darüber hinaus braucht es ein Umdenken bei Konsument:innen: Jede saubere Trennung hilft, die Qualität der Recyclingrohstoffe zu erhöhen. Deshalb setzen wir auf Aufklärung, einfache Trennhilfen und digitale Unterstützung.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir mehr Verbindlichkeit in der Gesetzgebung – etwa durch klare Quoten für den Rezyklateinsatz – und mehr Mut zur Innovation in der Industrie. Wir müssen lernen, Abfall als das zu sehen, was er sein kann: ein wertvoller Rohstoff. Nur so gelingt die Transformation zu einer echten Kreislaufwirtschaft.


