Nur knapp jede dritte selbstständige 24-Stunden-Betreuungskraft in Österreich kann sich vorstellen, auch künftig in dieser Form hierzulande tätig zu sein.
Die 24-Stunden-Betreuer:innen sind mit ihren Jobs zunehmend unzufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Uni Linz durchgeführte Online-Befragung. Als zentrale Ursachen für die Unzufriedenheit werden die Teuerung sowie Zahlungen an das Finanzamt bzw. die Sozialversicherung geortet. Gewünscht werden z. B. höhere Tagessätze beim Honorar.
Ein Viertel will aussteigen
Für die Studie wurden 2.021 in Österreich tätige 24-Stunden-Betreuungskräfte vor allem aus Kroatien, Serbien und Ungarn befragt. Knapp ein Viertel gab an, einen Berufswechsel zu überlegen bzw. ganz aus der beruflichen Tätigkeit aussteigen zu wollen. Weitere sieben Prozent wollen zwar weiter selbstständig in der 24-Stunden-Betreuung tätig sein, allerdings in einem anderen Land.
Mehr Wertschätzung
Neben finanziellen Aspekten plagt die Betreuer:innen auch mangelnde Wertschätzung. Nicht einmal die Hälfte fühlt sich von der zu betreuenden Person bzw. deren Angehörigen wertgeschätzt – nur rund ein Viertel hat dieses Gefühl und gar nur vier Prozent bei der Politik. Als Wünsche formulierten sie auch offizielle Musterarbeitsverträge in Deutsch und ihrer Muttersprache, einen fixen Sozialversicherungspauschalbetrag, um die derzeit häufigen und hohen Nachzahlungen zu vermeiden, sowie mehr Kontrolle der Agenturen bzw. Vereine, die sie an die zu betreuenden Personen vermitteln.
Der Bedarf an 24-Stunden- Betreuungskräften wächst.
Flucht aus Österreich
In den vergangenen Jahren haben bereits mehr als 5.000 Betreuer:innen Österreich verlassen. Der Präsident des Pensionistenverbands Österreichs (PVÖ), Peter Kostelka, nennt eine Zahl von 1.500 pro Jahr – dabei wächst der Bedarf an 24-Stunden-Betreuungskräften aufgrund der Alterspyramide weiter an.
Der PVÖ, die Gewerkschaft vida und ihre gewerkschaftliche Initiative vidaflex für Ein-Personen-Unternehmen (EPU) und neue Selbstständige fordern daher eine Erhöhung der 24-Stunden-Pflegeförderung auf 1.250 Euro – diese beträgt aktuell 800 Euro.

Unterstützung beim Deutschlernen
Dazu braucht es auch kostenlose Supervision für Betreuer:innen wie auch Angehörige, mehr Transparenz bei den Verträgen mit den Agenturen, eine Befreiung vom Sozialversicherungsbeitrag bis zu einem monatlichen Gewinn von 1.000 Euro. Ein weiteres Problem stellen mangelhafte Deutschkenntnisse dar, so die Gewerkschaftsexpert:innen Natascha Feigl (vida) und Christoph Lipinski (vidaflex). Dafür muss der Bund Verantwortung übernehmen, etwa durch finanzielle Unterstützungen. Mangelnde Sprachkenntnisse sind nicht nur für die zu betreuende Person gefährlich, wenn etwa Betreuer:innen im Fall des Falls medizinische Hilfe oder die Rettung rufen und Symptome beschrieben werden müssen. Gefährlich für die Betreuungskräfte ist aber auch, wenn sie Verträge unterschreiben sollen, die sie nicht lesen können.
Wenn es einmal nicht mehr geht …
vida-Mitglieder profitieren auch von den ermäßigten Zusatzangeboten für Beratung in Pflegefragen und fairen Angeboten in der 24-Stunden-Betreuung der vida-Partner wie vidahelp (https://vidahelp.at/) und vidaflex Betreuer:innen Service GmbH (https://www.betreuerinnen.at/).