Weniger ist mehr

Warum Ruhe und Routine der Schlüssel zum entspannten Zusammenleben mit Hund sind.

Manchmal liegt das Geheimnis eines entspannten Alltags mit Hund gar nicht darin, was wir alles machen, sondern was wir weglassen. Komplizierte Trainingstechniken, ausgeklügelte Pläne, ständige Aktivitäten – das kann ganz schön stressig sein, für uns und für unsere Hunde. Dabei sind es oft die kleinen, einfachen Rituale und konstanten Gewohnheiten, die für ein ruhiges, harmonisches Miteinander sorgen und unseren Hunden helfen, sich wirklich wohl und sicher zu fühlen. Denn was Hunde wirklich brauchen, ist gar nicht so viel.

Warum Rituale für Hunde so wichtig sind

Hunde lieben klare Strukturen und Wiederholungen. Ein geregelter Tagesablauf gibt ihnen Orientierung und Sicherheit. Stell dir vor, du müsstest jeden Tag neu herausfinden, was von dir erwartet wird. Ziemlich anstrengend, oder? Genauso geht es unseren Hunde, wenn die Abläufe ständig wechseln. Rituale sind wie kleine „Anker“ im Alltag, die dem Hund zeigen: Alles ist gut, alles läuft wie immer.

Hunde lieben klare Strukturen und Wiederholungen.

Ihr könnt zum Beispiel jeden Tag mit einer ruhigen Kuscheleinheit starten und gemütlich eine Tasse Kaffee trinken. Anschließend könnt ihr gemeinsam das Geschirr anziehen, vielleicht sogar mit einer kurzen Ankündigung wie „Anziehen“ oder „Geschirr“, bevor ihr zusammen nach draußen geht. Dein Hund lernt so, dass bestimmte Abläufe immer gleich und vorhersehbar

sind – das gibt ihm Sicherheit und hilft ihm, sich entspannt in den Tag einzufinden. Diese wiederkehrenden Rituale schaffen Vertrauen und Routine, sodass der Hund sich in eurem gemeinsamen Alltag sicher und geborgen fühlt.

Beschäftigung und Auslastung: Weniger ist oft mehr

Die richtige Auslastung des Hundes ist ein Balanceakt. Zu viel Beschäftigung kann schnell zu Überforderung und Stress führen, insbesondere wenn der Hund ständig neuen Reizen und Aktivitäten ausgesetzt ist. Hunde brauchen zwar Beschäftigung, doch ebenso wichtig sind Phasen der Ruhe und Entspannung. Dabei ist es entscheidend, die Bedürfnisse der jeweiligen Rasse zu beachten. Malinois oder Border Collies wurden beispielsweise für ausdauernde Aufgaben gezüchtet und brauchen oft mehr geistige und körperliche Auslastung als eine französische Bulldogge oder ein Mops. Jeder Hund hat einen genetischen Ursprung und bestimmte Eigenschaften, die sein Bedürfnis nach Beschäftigung und Auslastung prägen. Deshalb ist es hilfreich, sich vor Augen zu halten, wofür die Rasse ursprünglich gezüchtet wurde, um eine Über- oder Unterforderung zu vermeiden und die richtige Balance für deinen Hund zu finden.

Weniger Hektik – mehr Ruhe

Ein Hund benötigt täglich mindestens 16 Stunden Ruhephasen, um ausgeglichen zu sein und gesund zu bleiben. Unsere Aufgabe als Hundeeltern ist es, ihm diese Ruhephasen zu ermöglichen und ihn dabei zu unterstützen, dass er wirklich abschalten kann. Wenn dein Hund den ganzen Tag bespaßt und unterhalten wird, findet er nicht zur Ruhe und wird schnell überdreht oder gestresst. Ein Hund der nicht zur Ruhe findet, zeigt auch häufiger Verhaltensauffälligkeiten, da das Stresslevel in vielen Fällen einfach zu hoch ist und durch die fehlende Entspannung und Ruhe nicht abfällt.

Deshalb ist es besonders wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis aus Aktivität und Entspannung zu finden. Ruhephasen sind genauso entscheidend wie Bewegung und Auslastung. Baue zum Beispiel feste Ruhezeiten in deinen Alltag ein, das

dient wiederum auch der Förderung von Routinen. Wenn du deinen Hund dabei unterstützt, regelmäßig zur Ruhe zu kommen, wird dein Hund sich langfristig sicher und ausgeglichen fühlen – was nicht nur ihm, sondern auch dem gemeinsamen Alltag zugutekommt.

Kerstin Quast ist tierschutzqualifizierte Hundetrainerin und Coach für Hundehalter:innen. Mit ihrer Hundeschule Vollzeit4Beiner unterstützt sie berufstätige Hundeeltern dabei, ihren Hunden das entspannte Alleine-Bleiben beizubringen, und bietet eine Ausbildung für souveräne Bürohunde an. © Waueffekt Celia Ritzberger

Fazit: Mehr Gelassenheit für Mensch und Hund durch Einfachheit im Hundealltag

Ein harmonisches Zusammenleben mit Hund braucht kein kompliziertes und aufwendiges Programm mit 24 Stunden Beschäftigung. Viel wichtiger sind Rituale, Ruhe und eine klare Struktur, die den Alltag für dich und deinen Hund entspannt und vorhersehbar macht. Je mehr ihr beide euch auf diese kleinen, konstanten Abläufe verlassen könnt, desto weniger Stress habt ihr – und desto mehr Spaß am gemeinsamen Leben.

Die richtige Auslastung des Hundes ist ein Balanceakt.

Am Ende ist weniger wirklich mehr: weniger Stress, weniger Komplexität und dafür mehr Vertrauen und Sicherheit. Und genau das ist der Schlüssel für eine entspannte Beziehung zwischen Mensch und Hund.

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