Wohnen leistbar gestalten

Im Interview mit dem Wirtschaftsbund- Generalsekretär und Abgeordneten zum Nationalrat Kurt Egger.

Leistbares Wohnen und Eigentum sind für die meisten Menschen immer schwerer zu erreichen. Was ist Ihre Grundhaltung dazu?

Kurt Egger: Für uns in der Volkspartei ist es wichtig, jene die es wirklich benötigen, auch treffsicher zu unterstützen. Das bedeutet, dass wir im Österreichplan einen besonderen Fokus auf Effizienz und die richtige Zielgruppe legen. Zeitgleich hat Eigentum für uns einen hohen Stellenwert, da es Unabhängigkeit und Sicherheit bedeutet. Unser Ziel ist es, die Eigentumsquote in Österreich auf 60 Prozent zu steigern, insbesondere durch den Abbau von Hürden beim Eigentumserwerb. Hier wollen wir vor allem die jungen Familien unterstützen, damit es auch für sie leichter wird, Wohnraum zu erwerben.

Welche konkreten Maßnahmen sind zur Förderung von Wohneigentum vorgesehen?

Es muss für unsere Bürger wieder leichter werden, Eigentum zu schaffen. Deshalb haben wir unter Finanzminister Magnus Brunner die Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer und Grundbuchgebühren temporär abgeschafft. Der Österreichplan sieht jedoch vor, diese dauerhaft abzuschaffen. Zusätzlich unterstützen wir junge Familien durch spezielle Kreditprogramme mit zinsgünstigen Darlehen und Eigenmittelersatzdarlehen. 

In Graz machte kürzlich ein Fall von einem Projektentwickler Schlagzeilen, der sieben Jahre auf seine Baugenehmigung warten musste. Wie stehen Sie dazu?

Die Bauwirtschaft in Österreich steht vor erheblichen Herausforderungen, die durch bürokratische Verzögerungen weiter verschärft werden. Besonders in urbanen Zentren wie etwa Graz, wo dringend neuer Wohnraum benötigt wird, verzögern lange Genehmigungsverfahren wichtige Bauprojekte und gefährden Arbeitsplätze, Innovationen sowie den Wohlstand der Stadt. Und anstatt Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, setzt der politische Mitbewerb teils sogar noch dazu an, die Fristen für Bauvorhaben zu verlängern. Dabei schwächelt die Bauwirtschaft ohnehin, allein im letzten Jahr gingen 10.000 Arbeitsplätze am Bau verloren. Vor diesem Hintergrund wollen wir es jenen, die bereit sind zu bauen, nicht auch noch schwerer machen.

„Die Bauwirtschaft in Österreich steht vor erheblichen Herausforderungen, die durch bürokratische Verzögerungen weiter verschärft werden.“

Wie soll das gelingen?

Wir setzen uns für eine umfassende Reform der Genehmigungsverfahren ein. Diese Reform soll sicherstellen, dass Bauvorhaben zügig und unbürokratisch realisiert werden können. Nur so können wir den dringend benötigten Wohnraum zur Verfügung stellen und gleichzeitig Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft sichern. Bundeskanzler Karl Nehammer hat sich mit seinem Österreichplan klar dazu bekannt, die Verfahren zu beschleunigen und unnötige Bürokratie abzubauen. Das ist im Interesse aller – der Bauwirtschaft, der Arbeitnehmer und vor allem der Bürgerinnen und Bürger, die auf leistbaren Wohnraum angewiesen sind.

Was plant die ÖVP, um leistbaren Wohnraum in den Städten zu schaffen?

Dafür haben wir bereits wichtige Weichenstellungen vorgenommen. Mit einer Milliarde Euro für den gemeinnützigen Bausektor werden gemeinnützige Miet- und Eigentumswohnungen gefördert. Dadurch können in den kommenden Jahren ungefähr 20.000 Wohnungen realisiert und ca. 5.000 Wohnungen saniert werden. Das bedeutet in Summe neu geschaffenen Wohnraum für 44.000 Menschen.

Wie sehen Sie die aktuelle Wohnkreditvergabepolitik?

Mit der derzeitigen Verordnung ist es für die meisten schlichtweg unmöglich geworden, sich Eigentum zu schaffen. Wir fordern, dass diese Regeln gelockert und an die Realität angepasst werden. Die KIM-Verordnung sollte nach 2025 in ihrer derzeitigen Form nicht verlängert werden. Unser Ziel ist es, den Zugang zu Krediten so zu gestalten, dass Familien leichter finanzielle Unterstützung erhalten können, ohne übermäßig belastet zu werden. Zudem wollen wir das Bausparmodell „Bau- sparen NEU“ wieder einführen und die Zinsen für Wohnbaukredite steuerlich absetzbar machen, um die monatliche Belastung zu senken.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Zukunft des Wohnungsmarktes?

Wirtschaft und Nachhaltigkeit müssen sich nicht ausschließen, vielmehr können sie sich gut ergänzen. Hier setzen wir insbesondere auf die Förderung beim Bau energieeffizienter Gebäude und auf eine höhere Sanierungsquote, um sowohl das Klima zu schützen als auch Energiekosten für die Bewohner zu reduzieren.

Nationalrat Kurt Egger: „Wir möchten die Eigentumsquote in Österreich auf 60 Prozent steigern.“ © Philipp Lipiarski
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