Kennen Sie das?
Fall 1:
Sie bemühen sich, im (beruflichen) Alltag Dinge gut und schnell zu erledigen. Dennoch wird alles immer mehr, Sie werden immer gestresster und Ihre Energie schwindet …
Fall 2:
Im Büro sitzen Sie stundenlang vor dem Bildschirm. Sie haben den besten ergonomischen Bürostuhl. Dennoch, Ihr Rücken wird immer runder und Ihre Körperhaltung immer schlechter …
Fall 3:
Ihr Knie schmerzt seit Monaten. Sie waren gefühlt bei allen Expert:innen. Dennoch, die Schmerzen sind immer noch da, sie werden immer frustrierter und Ihre Situation wird, gefühlt, immer aussichtsloser …

In all diesen drei dargestellten Fällen ist der Fokus meist auf den „Output“ – das Symptom, die Beeinträchtigung, den Schmerz – gerichtet. Dabei werden in Behandlungen, Therapien und Trainings fast ausschließlich Maßnahmen gesetzt, um genau diesen eingeschränkten Output wieder zu verbessern. Das muskuloskelettale System (mit Knochen, Sehnen, Bändern, Faszien und Muskeln) steht hier im Mittelpunkt der Arbeit.
Dieser „outputorientierte“ Ansatz mit seinem Fokus auf das muskuloskelettale System hat absolut seine Berechtigung. Das neurozentrierte Training, auch Neuroathletiktraining genannt, verbindet Erkenntnisse aus der funktionellen Neurologie mit jenen der Sport- und Trainingswissenschaft und geht hier einen neuen, anderen Weg.
Es rückt das Nervensystem und das Gehirn, die das muskuloskelettale System steuern, in den Mittelpunkt. Der Schwerpunkt verlagert sich vom Output (Energielosigkeit, Körperhaltung, Knieschmerz) auf den „Input“.
Dabei berücksichtigt das neurozentrierte Training vor allem drei große „Input-Systeme“:
- das taktile System („Körperwahrnehmung“ oder „Tiefensensibilität“) mit Gelenken, Sehnen, Bändern, Muskeln, Faszien und Atemsystem
- das vestibuläre System („Gleichgewichts-system“) mit Sitz im Innenohr
- das visuelle System („Augen“) mit beiden Augen
Diese drei Systeme senden rund um die Uhr Informationen der Außen- und Innenwelt an das Gehirn. Das Gehirn integriert und interpretiert alle einlangenden Informationen und stellt sich immer dieselbe Frage: Ist die aktuelle Situation gefährlich – ja oder nein? Diese Frage ist für das Gehirn essenziell, denn das Gehirn will uns sicher durchs Leben bringen.
Stuft das Gehirn nun eine Situation als sicher ein, wird der Output dementsprechend „positiv“ sein: hohe Leistungsfähigkeit mit geringer Ermüdung und Schmerzfreiheit.
Bewegung, Leistung, Schmerz und Körperhaltung entstehen immer im Gehirn.
Beurteilt das Gehirn eine Situation als gefährlich, wird der Output dementsprechend „negativ“ sein: eingeschränkte Leistungsfähigkeit mit rascher Ermüdung und möglicherweise Schmerzen. Ihr Output (Bewegung, Leistung, Schmerz, Körperhaltung) hängt von Ihrem Input (taktiles, vestibuläres, visuelles System) und Ihrem Gehirn ab. Auch Ihre Energielosigkeit (Fall 1), Ihre Körperhaltung (Fall 2) oder Ihr Knieschmerz (Fall 3) …
Bewegung, Leistung, Schmerz und Körperhaltung entstehen immer im Gehirn. Trainieren Sie daher alle drei Systeme mit den hier angeführten Übungen! Führen Sie die Übungen drei- bis fünfmal am Tag aus und spüren Sie, wie sich Leistung, Schmerz und Körperhaltung verändern!
Alle hier vorgestellten Übungen finden Sie auch auf meinem YouTube-Kanal: bernhardkollercoaching
Bleistiftliegestütze (Augen)
Einen Bleistift (oder Daumen) mittig auf Höhe der Augen ganz an die Nase heranführen und wieder wegführen, bis der Arm wieder durchgestreckt ist. Sechs bis acht Wiederholungen.

Auf- und Abfedern (Gleichgewicht)
Lockeres Auf- und Abfedern mit Blick auf ein visuelles Ziel auf Augenhöhe (Abstand rund drei Meter), welches während der gesamten Übung klar und scharf bleibt. 20 bis 30 Sekunden.

Zungenkreise (Körperwahrnehmung)
Mit geschlossenem Mund die Zunge vor den Zähnen kreisen. Zehn Kreise in die eine Richtung, zehn Kreise in die andere Richtung.
