Mehr als „schick verschönert“

Wenn ein Wohngebäude in die Jahre kommt, wird früher oder später eine Rundumerneuerung notwendig. Optische Verbesserung ist gut, thermische Sanierung ist besser.

EU-Energiekommissarin Kadri Simson steht im Frühjahr 2022 vor der BWSG-Wohnanlage in der Hauffgasse im elften Wiener Gemeindebezirk. Sie begutachtet damit eines der fertig sanierten EU-Förderprojekte von „Smarter Together“, bei dem rund sieben Mio. Euro an Fördermitteln von der Europäischen Union subventioniert wurden. Der Kommissarin gefällt, was sie sieht: Bei der Sanierung wurde nicht nur neu verputzt. Durch die Nachverdichtung sind auch 79 neue Dachgeschosswohnungen entstanden.

„Das Projekt Hauffgasse zeigt, wie man eine in die Jahre gekommene Wohnhausanlage nicht nur sanieren, sondern attraktiv und nachhaltig modernisieren kann“, beschreibt BWSG-Projektleiter Hanno Wagner. Insgesamt wurden acht von neun Stiegen um zwei weitere Stöcke in Leichtbauweise erweitert, neue Lifte eingebaut, eine Photovoltaikanlage am Dach installiert und eine E-Mobilitäts-Station eingerichtet. Die Bewohner wurden aktiv in die Projektentwicklung einbezogen und genießen seither besseres Wohnen – mit geringeren Heizkosten.

EU-Kommissarin Kadri Simson stattete der fertig sanierten Wohnanlage in der Hauffgasse einen Besuch ab. Das Objekt ist Teil des EU-geförderten Projekts „Smarter Together“. © APA Fotoservice

Bei einer thermischen Sanierung wird ein Gebäude so modernisiert, dass der Energieverbrauch im Haushalt sinkt. „Das bedeutet nicht nur eine deutliche Absenkung des Energieverbrauchs im Winter, sondern verhindert auch eine Überwärmung im Sommer“, erläutert Robert Kirisits, örtlicher Bauleiter der BWSG. Für die Umsetzung bedarf es allem voran eine sorgfältige Planung. „Da bei einer neuen Vollwärmeschutzfassade die Dämmstärken optimiert werden, ist es notwendig, Details am Gebäude anzupassen oder zu verändern. Dazu zählen ein Fenstertausch oder die Einbindung von Steinwolle als Brandschutz in einem Hochhaus“, führt Daniel Janousek, in der BWSG zuständig für Revitalisierung innerhalbÖsterreichs, aus.

Zusätzlich erfolgt meistens auch eine Wärmedämmung auf den Freiflächen und eine brandbeständige Kellerdeckendämmung.

In der Hauffgasse 37–47 (1110 Wien) entstanden im Zuge einer thermischen Sanierung 79 zusätzliche Mietwohnungen. © BWSG
Die Wohnanlage in der Drieschützgasse im elften Wiener Gemeindebezirk wurde bis ins Dachgeschoss heizkostensparend neu gedämmt. Balkone wurden ebenfalls angebaut. © BWSG

Dass derartige Instandhaltungsmaßnahmen auch eine Belastung für die Bewohner bedeuten, steht außer Frage. „Die Vorteile werden oft erst nach der Fertigstellung erkannt und nicht während der Sanierungsphase. Da stören verständlicherweise der Lärm und der Staub“, spricht Janousek aus Erfahrung. Auch Hanno Wagner ist mit Sanierungsprojekten betraut – zuletzt in der Praterstraße in St. Pölten. Dort gehe es nur um die Senkung des Heizwärmebedarfs, erzählt er und verweist auf ein aufwendigeres und umfassenderes Projekt: die thermisch-energetische Sanierung der Wohnhausanlagen in der Drieschützgasse/Geiselbergstraße im elften Wiener Gemeindebezirk. Mit einer Erweiterung um 80 Dachgeschosswohnungen und damit einer Aufstockung von 25 Stiegen beinhaltet die gesamte Gebäudehülle samt Dach nunmehr neue Balkone und Fenster, neue Elektrosteigleitungen und Aufzugsbauten. Mit dem generierten Strom der Photovoltaikanlage am Dach werden die allgemeinen Bereiche betrieben und somit laufende Betriebskosten minimiert. Eine Sanierung zahlt sich langfristig aus – in erster Line für das Portemonnaie, aber auch für die Wohlfühlatmosphäre.

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