Den Älteren unter uns wird er noch ein Begriff sein, Walt Disneys „Onkel Dagobert“. Die reichste und zugleich geizigste Ente auf der ganzen Welt. Seine Lieblingsbeschäftigung besteht darin, im Geldspeicher auf einem Haufen Geld zu sitzen und sich die Goldtaler auf die Glatze prasseln zu lassen.
Der erste „Haufen“, auf dem ein Mensch zwischen dem ersten und dem dritten Lebensjahr „sitzt“, gewissermaßen sein erster „Besitz“, ist allerdings von anderer Beschaffenheit und stinkt. Nachdem das Kleinkind die Kontrolle über seine Ausscheidungsfunktionen gewonnen hat, stehen ihm zwei Möglichkeiten des Lustgewinns zur Verfügung: „loslassen“ oder „zurückhalten“, „nachgeben“ oder „verweigern“. Je nachdem, welche Variante im Laufe der Entwicklung Oberhand behält, wird ein Mensch im Erwachsenenalter „zurückhaltend“, sparsam bis geizig oder „loslassend“, freigiebig bis verschwenderisch sein.
Laut einer ifat-Studie fällt knapp ein Fünftel (17,8 Prozent) der Österreicherinnen und Österreicher in die Kategorie „Sparefroh“ . Für sie hat sich in der Fachsprache die Bezeichnung „Analcharakter“ eingeprägt. Sie muss man nicht erst von der Notwendigkeit, Energie zu sparen, überzeugen, sie tun es längst von sich aus. Die restliche Bevölkerung muss dazu aber erst motiviert werden. Wenn es um nachhaltige Verhaltensänderungen geht, greifen Kampagnen, die an die Vernunft des Menschen appellieren, zu kurz. Allein die vielen gebrochenen Vorsätze zu Silvester zeigen, dass wir zwar wüssten, was vernünftig ist – etwa mit dem Rauchen aufzuhören, abzuspecken, den Alkoholkonsum einzuschränken oder im Umgang mit Geld mehr Sorgfalt an den Tag legen –, aber oft genug daran scheitern, unser Wollen in die Tat umzusetzen.
„Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“, weiß schon die Bibel. Notwendige Verhaltensänderungen angesichts der aktuellen Energiekrise oder, um die drohende Klimakatastrophe doch noch in Grenzen zu halten, unterbleiben, weil wir uns schwertun, auf kurzfristige Vorteile zugunsten eines längerfristigen zu verzichten. Die Verlockungen auf die unmittelbare Befriedigung (die wohlig warme Wohnung, die lange heiße Dusche, das bequeme Kfz statt Öffi oder Fahrrad, die Lust auf Schweinsbraten und Schnitzel) sind stärker als die Angst vor den negativen Konsequenzen in einigen Jahren oder Jahrzehnten. „Darüber mache ich mir erst Gedanken, wenn es so weit ist“ gehört angesichts des sich abzeichnenden Klimakollaps in die Kategorie der berühmten letzten Worte. Es ist tragisch genug, aber erst die unmittelbar hervorgerufene Unlust in Gestalt steigender Energiepreise zwingt den Menschen zum Umdenken.
Mit der Ausbildung des Bewusstseins stürzte die Evolution den Menschen in ein existenzielles Dilemma. Als sie ihn vom Baum der Erkenntnis naschen ließ, wurde ihm mehr bewusst als bloß seine Nacktheit. Ihm wurde bewusst, wohin seine Reise führt und wie sie endet. Das allein wäre noch kein Problem gewesen, hätte nicht gleichzeitig die Selbsterhaltungsfunktion dazu geführt, dass der Mensch nichts mehr fürchtete als den eigenen Tod. Eine Zwangslage, aus der es keinen Ausweg gibt.
Nie wäre das Bewusstsein zu einer solchen Erfolgsgeschichte geworden, hätte die Evolution nicht gleichzeitig zur Ausbildung von Mechanismen geführt, die es dem Gehirn erlaubten, die angstmachenden Seiten der Realität vom Bewusstsein entweder gänzlich fernzuhalten oder zumindest so weit umzuformen, dass sie keine Bedrohung mehr hervorriefen. Es mag zwar absurd erscheinen, aber die natürliche Auslese hat dafür gesorgt, dass der Mensch heute über ein Gehirn verfügt, das sich hinters Licht führen kann. Mit der Konsequenz, dass weit in der Zukunft liegende Bedrohungen uns zwar kognitiv bewusst sind, emotional aber so gehandelt werden, als würden sie nie stattfinden.
Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
Angesichts der längst notwendigen Energiewende ist die menschliche Fähigkeit zur Realitätsverleugnung daher das größte Problem. Wir wissen bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts um die Folgen der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung und trotzdem ist nichts geschehen. Im Zusammenhang mit den verabsäumten Klimamaßnahmen stellt der Nobelpreisträger Carl Sagan treffend fest: „Das Ausmaß der Veränderungen, die nötig sind, um dieses Problem im Kern anzugehen, ist beinahe entmutigend – besonders für jene Politiker, die hauptsächlich daran interessiert sind, Dinge zu tun, die ihnen während ihrer Amtszeit zugutekommen. Wenn sich die erforderlichen Verbesserungsmaßnahmen in Zwei-, Vier- oder Sechsjahresprogrammen zu zusammenfassen ließen, wären die Politiker eher bereit, sie zu unterstützen, weil dann die politischen Profite zum Zeitpunkt der Wiederwahl anfallen könnten.“
Um die Klimaerwärmung in Grenzen zu halten, muss ein jeder von uns seinen Beitrag leisten. Wer sich heute noch vom Motto „nach mir die Sintflut“ leiten lässt, handelt gegenüber den nachfolgenden Generationen rücksichtslos. Wollen wir unseren Kindern und Enkelkindern eine lebenswerte Welt hinterlassen, müssen wir jetzt handeln und notwendige Einschränkungen und Änderungen unserer Lebensgewohnheiten in Kauf nehmen, auch wenn diese Unlust bedeuten. Die geforderten Verhaltensänderungen sind umfassend und betreffen unseren Energieverbrauch genauso wie unsere Mobilität oder unsere Ernährungsgewohnheiten. Um die Klimaziele zu erreichen, bedarf es unpopulärer Maßnahmen, die für populistische Gruppierungen ein gefundenes Fressen sind. Daher bräuchte es gerade jetzt couragierte Politikerinnen und Politiker, die der populistischen Hetze ein entschiedenes positives Narrativ entgegensetzen. Nur, wo sind sie?
Ein Buch, das unser Denken auf den Kopf stellt. Ausgehend von den Träumen und Tagträumen wirft der Autor Fragen auf, die an unserem Selbstverständnis rühren. Wie frei ist unser Wille? Was ist wirklich? Ist unser Bild von der Realität eine Konstruktion unseres Gehirns so wie unsere Träume? Welche Rolle spielt das Unbewusste beim Entscheidungsprozess und warum sehen wir uns nie so wie wir sind, sondern immer auch so, wie wir sein wollen?
Der Traum ist der Hüter des Schlafes. Schlafen ist lebenswichtig und ohne die Fähigkeit des Traums, Wünsche als erfüllt darzustellen, würde der Schlaf empfindlich gestört werden. Im Gegensatz zum Traum findet die Wunscherfüllung im Wachen nicht mehr auf der Vorstellung, sondern auf der Handlungsebene statt. Allerdings so, dass wie im Traum die bewusste Kontrolle getäuscht wird und die rationalen Motive die irrationalen maskieren. Ohne es zu merken, biegen wir die Realität, bis sie mit unseren Wünschen in Einklang steht. So schützen wir uns zwar vor den angstmachenden Seiten der Realität, im Negativen erklärt diese Realitätsverleugnung, warum unsere Welt bedrohlich in Schräglage geraten ist.

Unsere geheime Welt im Schlaf
Walter Hoffmann, Goldegg Verlag
22,00 €
Ein Buch, das unser Denken auf den Kopf stellt. Ausgehend von den Träumen und Tagträumen wirft der Autor Fragen auf, die an unserem Selbstverständnis rühren. Wie frei ist unser Wille? Was ist wirklich? Ist unser Bild von der Realität eine Konstruktion unseres Gehirns so wie unsere Träume? Welche Rolle spielt das Unbewusste beim Entscheidungsprozess und warum sehen wir uns nie so wie wir sind, sondern immer auch so, wie wir sein wollen?
Der Traum ist der Hüter des Schlafes. Schlafen ist lebenswichtig und ohne die Fähigkeit des Traums, Wünsche als erfüllt darzustellen, würde der Schlaf empfindlich gestört werden. Im Gegensatz zum Traum findet die Wunscherfüllung im Wachen nicht mehr auf der Vorstellung, sondern auf der Handlungsebene statt. Allerdings so, dass wie im Traum die bewusste Kontrolle getäuscht wird und die rationalen Motive die irrationalen maskieren. Ohne es zu merken, biegen wir die Realität, bis sie mit unseren Wünschen in Einklang steht. So schützen wir uns zwar vor den angstmachenden Seiten der Realität, im Negativen erklärt diese Realitätsverleugnung, warum unsere Welt bedrohlich in Schräglage geraten ist.