Leistbares Wohnen in ganz Österreich: seit 110 Jahren

Die Vorstände Dr. Mathias Moser und DI Michael Kaiser und der Aufsichtsratsvorsitzende DI Franz Binderlehner im Interview mit Happy together.

Die BWSG blickt auf eine 110-jährige Geschichte zurück. Welchen Grundsätzen ist das Unternehmen treu geblieben, Herr Moser?

Mathias Moser, Vorstand BWS-Gruppe: Die BWSG steht für leistbares Wohnen, unabhängig von sozialen Voraussetzungen. Damals wie heute ist es unser Ziel, qualitativ hochwertigen Wohnraum zu schaffen – und zwar dort, wo die Menschen leben und arbeiten. 1911 gründete der Eisenbahngewerkschafter Josef Grüll im Einvernehmen mit August Weeber, Generaldirektor der „k.k. privilegierten Südbahn-Gesellschaft“, unsere Genossenschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts ging es in erster Linie darum, für Eisenbahner und ihre Familien Wohnungen zu bauen, die genügend Platz boten und weit mehr als die zu der Zeit üblichen hygienischen Mindeststandards er- füllten. Die Preise am Immobilienmarkt sind so hoch wie nie. Wir meinen, guter Wohnraum darf kein Privileg von einigen wenigen sein. Damit tragen wir als gemeinnütziger Bauträger damals wie heute eine besondere Verantwortung.

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Dr. Mathias Moser, Vorstand BWSG © BWSG

„Sozialer Wohnbau ist der BWS-Gruppe in die DNA geschrieben. Guter Wohnraum darf kein Privileg von wenigen sein.“

Herr Kaiser, Sie sind studierter Wirtschaftsingenieur des Bauwesens und haben jahrelange Erfahrung in der Baubranche. Worin sehen Sie die wichtigsten Konstanten in der Geschichte der BWSG?

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DI Michael Kaiser, Vorstand BWSG © Raphael Moser

Michael Kaiser, Vorstand BWS-Gruppe: Nach dem Ersten Weltkrieg galt es vorrangig, den massiven Wohnungsmangel nach all den Zerstörungen zu entschärfen. Die BWSG setzte bereits damals auf differenzierte Raumnutzung mit Küche, Schlafzimmer und Nebenräumen. Wir bauten schon zu dieser Zeit um rund zehn Quadratmeter größere Wohnungen als genossenschaftliche Wegbegleiter mit ihren reinen Funktionsbauten. Unserem hohen Qualitätsanspruch in puncto Wohnwert fühlen wir uns nach wie vor verpflichtet. Heute sind es die Freiflächen, die sich die Menschen gerade auch im urbanen Raum besonders wünschen. In all unseren aktuellen Projekten und Modernisierungen berücksichtigen wir diesen Wunsch nach Sonne und Luft und bauen und begrünen Terrassen, Balkone oder Loggien in allen Wohnungen.

„Der sorgsame Umgang mit Ressourcen und höchste Anforderungen an Energieeffizienz stehen für die BWSG im Vordergrund.“

Herr Binderlehner, in Ihren Funktionen als Aufsichtsratsvorsitzender der BWSG und Mitglied der Geschäftsführung der Gewerkschaft vida haben Sie Einblick in beide Organisationen. Welche Parallelen gibt es aus Ihrer Sicht?

Franz Binderlehner, Aufsichtsratsvorsitzen- der der BWS-Gruppe: Die gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft und die gewerkschaftliche Vertretung der Eisenbahner sind untrennbar miteinander verwoben: einerseits wegen der gemeinsamen Geschichte, andererseits aufgrund unserer Werte. BWSG und vida stehen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe für alle Menschen in Österreich. Wie die BWSG so ist die vida bezüglich ihrer Zielgruppe breiter geworden. Sie vertritt heute die Mitarbeiter:innen der Mobilitätsanbieter:innen ebenso wie die Beschäftigten im Tourismus, den Gesundheitsberufen oder anderen Dienstleistungen. Auch die Anforderungen an BWSG-Wohnungen haben sich aufgrund gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und sozial- politischer Fortschritte verändert.

Ein geringer Prozentsatz entfällt heute auf geförderte oder freifinanzierte Eigentumswohnungen, der Großteil bleibt Mietern vorbehalten. Der soziale Gedanke, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, galt 1911 ebenso wie heute.

DI Franz Binderlehner, Aufsichtsratvorsitzender BWSG © vida

„Wie die BWSG so ist die vida bezüglich ihrer Zielgruppe breiter geworden. Sie vertritt heute die Mitarbeiter:innen der Mobilitätsanbieter:innen ebenso wie die Beschäftigten im Tourismus, den Gesundheitsberufen oder anderen Dienstleistungen.“

Wo geht die Reise hin?

Kaiser: In der Sanierung und Qualitätssteigerung unserer bestehenden Bauten liegt das größte Potenzial für zukünftiges Wachstum. Gleichzeitig kommen wir bei Neubauten dem Bedürfnis nach lebenswertem Wohnraum in entsprechend attraktiver Größe nach. Leistbarkeit soll nicht auf Kosten der Qualität gehen. Bei all unseren Projekten verlieren wir die Nachhaltigkeit nie aus den Augen: Der sorgsame Umgang mit Ressourcen und höchste Anforderungen an Energieeffizienz stehen dabei im Vordergrund. Nachverdichtung kann der Schlüssel für ressourcenschonenden Wohnbau sein: vor allem im Städtebau, aber auch im ländlichen Raum.

Moser: Mit über 37.000 verwalteten Einheiten und einer Bilanzsumme von über 1,5 Mrd. Euro hat die BWSG in den vergangenen 110 Jahren ein solides Fundament für mindestens weitere 110 Jahre geschaffen. Es liegt nunmehr an uns Führungskräften, den Genoss:innen und den Mitarbeiter:innen, diesen erfolgreichen Weg konsequent weiterzugehen. Die Digitalisierung unserer Prozesse, Beispiel Kundenportal, ist dabei nur einer der Hebel, die wir bewegen, um unsere Kund:innen noch rascher und besser zu servicieren. Auch dem Thema Energieeinsparung und Energieeffizienz widmen wir uns aufgrund der aktuellen Situation mit Hochdruck. 

Binderlehner: Die BWSG als eines der größten gemeinnützigen Wohnbauunternehmen Österreichs trägt maßgeblich zur Entwicklung des Wohnbausektors und damit zur Lebensqualität der Menschen in diesem Land bei. Um diese Position zu halten, ja, auszubauen, müssen wir die Organisation laufend an die modernen Gegebenheiten anpassen und, wenn nötig, neu ausrichten. Die wichtigsten Herausforderungen, denen wir uns in Zukunft stellen müssen, sind Nachhaltigkeit, Leistbarkeit sowie Digitalisierung der Abläufe.

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